Zu Gast bei den Hunsrück-Brasilianern
Als Vertriebsgesellschaft im medizinisch-pharmazeutischen Bereich bedienen die rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sebapharma GmbH & Co. KG internationale Märkte weltweit. Dabei ist das Unternehmen vor allem mit dem bekannten Markennamen Sebamed erfolgreich. Im Jahr 2018 wurde zudem eine Vertriebsgesellschaft in China gegründet. Zugleich ist in Brasilien ein starkes Netzwerk für den internationalen Austausch von Auszubildenden entstanden.
Herr Düster, im September haben Sie über AusbildungWeltweit erstmals Azubis nach Brasilien entsandt? Wie kam es dazu?
Düster: Vor zwei Jahren habe ich im Rahmen einer Städtepartnerschaft die Region Rio Grande do Sul besucht, in die um 1830 ehemalige Hunsrücker ausgewandert sind, die so genannten Hunsrück-Brasilianer. Sie finden dort heute noch Orte, in denen Hunsrücker Platt gesprochen wird. Da ich das sehr spannend fand, habe ich Kontakt zur dortigen Hochschule und zu Unternehmen aufgenommen. Die Idee war, einen Austausch zu schaffen, der beiden Seiten nutzt. Mit der Unterstützung aus dem Programm können wir nun Weichen stellen, um das Projekt voranzutreiben.
Hatten Sie vorher bereits Erfahrungen mit Auslandspraktika?
Düster: Wir schicken unsere Auszubildenden seit sieben Jahren ins Ausland, bislang allerdings in Eigenregie. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Azubis nicht nur interkulturell und sprachlich dazulernen, sondern vor allem auch in punkto Problemlösungsbewusstsein und Selbstständigkeit. Aktuell nehmen vor allem Industriekaufleute an den Auslandspraktika teil.
Was reizt Sie an AusbildungWeltweit?
Düster: Interessant ist, dass rund 30 Prozent unserer Beschäftigten ehemalige Auszubildende sind. Das gilt für alle Hierarchiestufen. Da es schwierig ist, Mitarbeitern im Tagesgeschäft Auslandserfahrung zu ermöglichen, fangen wir damit früh an, zumal es in der Ausbildung auch prägender ist. Das Programm bietet uns die Chance, unser Engagement auf eine breitere Basis zu stellen.
Als Mittelständler, der selbst keine Auslandsgesellschaften hat, brauchen wir verlässliche Partner, um solche Projekte umsetzen zu können.
Wer sind Ihre Partner in Brasilien?
Düster: Wir haben eine Partnerhochschule, die selbst Praktika anbietet und Kontakte zu Betrieben knüpft. Das Spannende daran ist, dass wir eine ganz konkrete Region im Blick haben, in der wir Netzwerke für gemeinsame Projekte aufbauen. Das startet gerade auch in Hongkong, wo wir ebenfalls mit einer Hochschule im Gespräch sind. Über diese finden wir vor Ort Mittelständler mit internationaler Ausrichtung.
Welche fachlichen Aspekte stehen dabei im Vordergrund?
Düster: Da sich die Prozesse bei uns teilweise erheblich von denen im Gastland unterscheiden, gewinnen die Azubis ein neues Prozessverständnis. Sie lernen dort Dinge, die sie in die Arbeit und die Prozessabläufe zuhause einbringen können.
Zugleich bringen sie praktisches Wissen in die Gast-Unternehmen ein, was unsere Partner sehr schätzen. Im optimalen Fall erwachsen auch für uns als Unternehmen neue Formen der Zusammenarbeit: zum Beispiel im Einkauf.
Das Programm betont die Einpassung der Lernaufenthalte in die Ausbildungspraxis. Wie wichtig ist das?
Düster: Wir stimmen die Lerninhalte sehr genau mit unseren Partnern ab, um die Basis für ein erfolgreiches Praktikum zu schaffen. Damit wir noch besser verstehen, wie die Abläufe in den Partnerbetrieben funktionieren, wollen wir auch Ausbildern die Chance bieten, die Strukturen vor Ort kennenzulernen.
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Düster: Brasilien hat sich für uns als ein echter Glücksfall erwiesen. Daher wollen wir die Möglichkeiten, die AusbildungWeltweit uns bietet, künftig auf vielfältige Art und Weise nutzen und unsere Aktivitäten weiter ausbauen: sowohl in Rio Grande do Sul als auch in Hongkong.
Das Programm bietet uns die Chance, unser Engagement auf eine breitere Basis zu stellen.